Dramatik am Nordufer – NSF Ü 50 zeigt Moral

Nicht wenige fühlten sich an das vergangene Länderspiel im Berliner Olympiastadion Deutschland -Schweden erinnert. Nach 60 Minuten trennten sich die 50er von Hertha BSC und NSF Gropiusstadt am Nordufer gerecht 4:4 unentschieden. Und das, nachdem NSF schon 4:0 hinten lag. Was war passiert? Schon von Beginn an merkte man der Hertha an, dass sie noch eine Scharte aus der vergangenen Saison auszuwetzen hatte. Damals verlor die alte Dame sang und klanglos mit 0:6 im Pokal-Halbfinale. Die Revanche schien zu gelingen. Hertha spielte bissiger und konzentrierter. NSF schluderte vor allem im Mittelfeld und ließ bis zur Halbzeit zwei Fernschüsse zum 2:0 Halbzeitstand zu. Interimstrainer Gerd Alsleben fand zwar die passenden Worte, bei den Spielern schien dies jedoch nicht anzukommen. Nach 45 Minuten lag die Hertha mit 4:0 vorne. Das Spiel wurde abgehakt, der Sack war eigentlich zu. Nun zeigte der Deutsche Meister aber Moral. In einer furiosen Schlussphase eröffnete Thomas Schirm mit einem Billiard-Tor (Pfosten-Torwartrücken-Tor) die Aufholjagd. Thomas Knuth setzte kurz danach ein weiteres Zeichen zum 4:2. Die Spannung stieg, war hier noch mehr drin? NSF stürmte nun pausenlos auf das gegnerische Tor. Nun gelangen die Kombinationen, Zweikämpfe wurden endlich aufgenommen und gewonnen, jeder setzte nach. Kein Ball wurde verloren gegeben. Zwangsweise ergaben sich für die Hertha Konterchancen, die jedoch ungenutzt blieben. Das Glück wendete sich endlich den Neuköllnern zu. Es gilt, Glück kann man sich auch erarbeiten. Im Strafraum der Hertha spielten sich nun tumultartige Szenen ab. Dramatik pur. In der Schlussminute der regulären Spielzeit netzte Henry Witusch den Anschlusstreffer auf Querpass vom gut aufgelegten Michael Andersen ein. Nun rächte sich die Zeitspielerei und Verzögerungstaktik sowie die Oscar verdächtigenden theatralischen Szenen einiger Hertha-Spieler nach angeblichen Foulspielen. Der Schiedsrichter ließ sich nicht beeindrucken und zeigte zwei Minuten Nachspielzeit an. Die Angriffe der NSF’ler waren weiterhin zwingend. Der Hertha gelang es nicht, den Ball aus dem lichterloh brennenden Strafraum zu schlagen. Der Ball prallte irgendwie vor die Füße von Torsten Priltz, dem mit einem Flachschuss aus Nahdistanz ins lange Eck der viel umjubelte Ausgleich gelang. Abpiff. Die Hertha-Spieler waren fassungslos. Die drei Punkte waren vor 12 Minuten noch greifbar nahe. Die Sportfreunde aus Neukölln dagegen waren überglücklich und zeigten Moral.
Aufgeschnappt: “Wir sind die Schweden aus Neukölln,” so ein Spieler in der Kabine. Am Ende der Saison hoffentlich die Spanier! (HeWi)